Berufsorientierung. Beruf. Orientierung. Orientiere ich mich, um mich dann für einen Beruf zu entscheiden? Oder hilft mir mein Beruf nicht die Orientierung zu verlieren? Kann ein Beruf das? Muss er das? Soll er das? Das sind Fragen, die mir aufkommen wenn ich mich mit dem Thema Berufsorientierung beschäftige.
Beruf. Was ist ein Beruf? Geht es um das bloße Geldverdienen, oder vielleicht um mehr als das? Was ist mit „Berufung“? Soll ein Beruf dich glücklich machen, erfüllen. Willst du das tun, was du am besten kannst oder ständig neu herausgefordert werden? Soll dein Beruf dein Leben finanzieren oder soll dein Beruf dein Leben sein? Das sind Fragen die nur individuell beantwortet werden können. Wichtig bei der Begleitung beruflicher Orientierung ist jedoch, dass sie beantwortet werden. Aber was braucht ein Mensch in Orientierungsphasen noch? Die Teilnehmer der Tagung haben in Workshops verschiedenste Antworten gefunden. Sicherheit, Verständnis, Vertrauen, Zeit ohne Druck, Anregungen und Motivation, Inspiration und „die richtigen Fragen“. Ich persönlich kann dem nur zustimmen. Die TeilnehmerInnen des Seminars „Ressourcenaktivierung“ haben in kleinen, praktischen Übungen die Rolle des zu Beratenden/des Beratenden/des Beobachters übernommen und so die Perspektive gewechselt. Der Aha-Effekt war größer als erwartet.
Orientierung. Ich stecke mitten drin in der Orientierung. Zwar habe ich das Studium bereits begonnen und doch weiß ich noch nicht wohin mich der Weg führt. An der Kreuzung habe ich mich für eine Richtung entschieden, aber da sind ja noch all die Nebenstraßen, verworrenen Wege und Sackgassen. Ich selber weiß nicht genau wo ich wann sein werde. Wann immer ich eine Kreuzung erreiche, werde ich mich aufs Neue orientieren und entscheiden, welchen Weg ich weiter gehe. Was bedeutet Orientierung für die TeilnehmerInnen? „Sich selbst kennenlernen, auf den Weg machen, umgucken, Durststrecken aushalten, Herausforderungen, sich bewusst machen was möglich ist“. Und kennen wir das nicht alle?
Das ist etwas, was mir im Laufe der Tagung sehr bewusst geworden ist. Orientierung, das betrifft uns alle, egal wie alt wird sind, und zwar ständig. An jeder Kreuzung. In nur sehr seltenen Fällen wählt jemand einen Beruf und arbeitet sein ganzes Leben an ein und demselben Arbeitsplatz. Immer wieder muss der Mensch sich orientieren, kaum ein Lebensweg führt nur geradeaus. Für mich war es schön zu sehen, wie die TeilnehmerInnen der Tagung sich dessen bewusst geworden sind. „Jetzt wo ich mir das so anschaue, hab ich doch schon einen ganz schon verworrenen Weg hinter mir“ gab ein Teilnehmer zu, während er seinen Lebensweg in Form eines roten Fadens aufklebte. Und vielleicht ist es genau das, was bei der Begleitung beruflicher Orientierung von Jugendlichen wichtig ist, nicht die Hoffnung auf einen schnurgeraden Weg zu erwecken, sondern an Kreuzungen zu stehen und beim Abbiegen zu helfen, egal in welche Richtung. Mit neuen Methoden, Denkanstößen und Fragen im Gepäck machen die TeilnehmerInnen sich auf, denn „gute Tagungen enden in Fragen, nicht in Antworten.“